Bericht von der odoo-Präsentation im Novotel, Hannover

Ich hatte ja in diesem Blog angekündigt, dass ich am Freitag den 20. Januar 2017 eine odoo-Präsentation im Novotel, Hannover besucht habe. Hier folgt ein kurzer Bericht über die Veranstaltung.

Aufmerksam wurde ich durch die Gruppe „ERP auf Basis freier Software“ auf Xing, die mein Hauptgrund war, überhaupt mich wieder bei Xing zu registrieren.
Ausrichter der Veranstaltung waren odoo, die Firma ecoservice, IFE GmbH und Hucke Media. Die beiden letztgenannten Firmen sind sogar so aktiv in der odoo-Szene, dass sie 2014 seitens odoo die Auszeichnung „EMEA Partner of the Year 2014“ verliehen bekommen haben.
Ich entschloss mich, früh anzureisen und konnte vorab noch mit den beiden odoo-Repräsentanten ein paar Worte wechseln. Insbesondere ergab sich die seltene Möglichkeit, in Niedersachsen mal wieder Französisch zu sprechen. Ich erfuhr dabei, dass die beiden Repräsentatien Nicholas (Channel Account Manager) und Charles demnächst in Lausanne und anschließend in Mailand sprechen werden. Für die anschließenden Präsentationen wünsche ich natürlich von dieser Stelle aus „Bon Courage“.
Ich sicherte mir gleich einen Platz in der ersten Reihe und erfuhr, dass sich etwa 90 Leute zu der Veranstaltung angemeldet hatten. Durch ein Gespräch mit meinem Stuhlnachbarn erfuhr ich, dass dieser sogar aus Berlin nach Hannover angereist war.
Nach und nach füllte sich der Saal und es mussten noch einige zusätzliche Stühle heran geschafft werden. Dennoch ging es pünktlich los und man einigte sich darauf, dass Nicholas und Charles als erstes Sprechen und die drei odoo-Partner dann später zu Wort kommen.
Der odoo-Vortrag wurde in vier Bereiche unterteilt, die nun durchgegangen werden. Dank meines mitgebrachten Laptops konnte ich mir zahlreiche Notizen machen.

I. About odoo / Über odoo

Die belgische Firma odoo wurde vorgestellt und die Zuhörer erfuhren, dass die Wurzeln dieses Unternehmens bereits auf die Jahre 2002-2005 zurück gehen. Man sieht also, dass man es mit einer Firma zu tun hat, die schon seit über 10 Jahren im Geschäft ist.
Es sei anzumerken, dass sich der Name des Produkts im Laufe der Zeit mehrmals geändert hat: Hiess das ERP-System ursprünglich noch Tiny ERP (tiny = winzig) wandelte sich der Name in OpenERP und anschließend in den aktuellen Namen odoo.
Odoo hat zwei Büros in Belgien, eins für den Vertrieb sowie eins für Entwicklung und Administration. Weiterhin ist man in den USA aktiv und verfügt über Entwicklerressourcen in Indien.
Ein besonderes Augenmerk wird auf das Partnergeschäft gelegt, die lokal vor Ort agieren, zertifiziert sind und letztendlich die Lösung beim Kunden implementieren.
Einige weitere Key-facts, die ich mir von der Folie abgeschrieben habe:
  • 32 languages
  • 308 employees
  • 700 partners
  • 1000 installations
  • 2 million users

II Odoo Value Proposition

Im Anschluss wird eine Matrix bzw. ein Koordinatensystem gezeigt, welche an der einen Achse einmal mit „product scope“ und auf der anderen „flexibility“ aufzeigt. Verschiedene ERP-Systeme sind dort gelistet, wobei odoo ganz alleine rechts oben (also stark auf beiden Achsen) steht. Die Folie ist auch auf der odoo-Webseite zu sehen.
Product scope bezieht sich nach Aussagen odoos auf Aspekte wie beispielsweise: Wie viele Funktionen hat das Produkt, bietet es ein kleines Set von Features oder einen Großen Umfang von Merkmalen. Hier wurde beispielsweise das Produkt Salesforce.com angesprochen, welches meines Wissens nach im CRM Bereich sehr stark ist, aber sonst relativ wenig Merkmale hat.
Die Achse „flexibility“ bezieht sich auf Themen wie beispielsweise: Ist die Software leicht zu nutzen? Ist sie benutzerfreundlich?
Die Kernaussage ist jedoch, dass odoo beide Aspekte abdecken möchte.
Weiterhin wurde angesprochen, dass moderne ERPs buchhaltungszentriert sind (Vertrieb, Einkauf, Eingehende Waren, Lagerhaltung, Lieferung) aber die Anforderungen der heutigen Unternehmen sich nicht ausschließlich darauf beziehen: Vielmehr sei es wichtig, dass man eine Webseite oder einen Shop zuerst hat, da man als Firma bekannt werden und auf sich aufmerksam machen möchte. Da gilt es letztendlich darum, etwas zu zeigen.

In Folge wird die Integration von Front- und Backend angesprochen: Als Beispiel wurde eine Bestellung, die über die Webseite herein kommt genommen und dass eine Rechnung daraus erstellt wird. Gleichzeitig wird ein Fokus auf Benutzerfreundlichkeit gelegt, das das Arbeiten angenehm macht, während tradionelle ERPs eher für Reportingaufgaben und das Management ausgelegt sind. Odoo möchte gleichzeitig die Verwaltung einer Firma bei gleichzeitiger Benutzerfreundlichkeit realisieren.

III Odoo 10 Demo and Overview (Odoo 10 Demo und Überblick)

odoo wird als vollständige Weblösung angeboten, die über den Browser verwaltet wird. Im Vorfeld des Vortrages hatte ich nach dem alten GTK-Client von TinyERP gefragt, ob es diesen noch gibt. – Den gibt es nicht mehr.
In der Demonstration sind einige Module installiert wobei man nicht alle Module installiert haben muss. Auch der Start mit einem Modul (beispielsweise CRM) ist möglich. Ein Application Store wird angeboten, wo man per Klick einzelne Module nachrüsten kann. Dieses Modul wird dann auch dem zentralen Panel hinzugefügt.
Der Vertrieb ist rund um den Kunden organisiert und das entsprechende Modul kann dann Fragen beantworten wie beispielsweise: Welche Treffen hatte ich? Anschließend werden diese Leads dann in der Sales Pipeline gebündelt.
Es wird ebenso ein dynamisches Suchfeld vorgestellt. Somit ist es möglich, nach der Angebotsfunktion zu suchen und diese Schnellzugriffe wurden hinzugefügt um die Arbeit mit dem System zu vereinfachen.
Dies sei nötig um komplexe Themen leichter verständlich zu machen: Als Beispiel nennt man hier die Thematik des Projektmanagements.
Es wird anschließend ein Angebot erstellt, über die Schnellsuche die Funktion lokalisiert und darauf zugegriffen. Anstelle Emails hin und her zu schicken, geht odoo auch hier einen eigenen Weg. Das Angebot wird online hinterlegt und kann auch online unterschrieben werden. Dies soll die Art unserer Geschäftstätigkeiten ändern. Natürlich wird dies auch alles in der Datenbank gespeichert und man kann über die Buchhaltung prüfen, wie der Status der Rechnung ist.
Brandneu ist die mobile Anwendung um Zugriff von überall zu ermöglichen, da viele Tätigkeiten nun auch über große Distanzen erledigt werden. Odoo meint, dass die Mitarbeiter teils schon von ihren Autos aus Zugriff auf Daten der Firma brauchen. Dazu werden multi-accounts, smart notifications und native Widgets geboten.
Ein Video, welches auch auf YouTube zu sehen ist, stellt den Website Builder und die Integration in eCommerce vor.
Ebenso wird die Helpdeskanwendung vorgeführt wobei hier insbesondere die Konfigurationsmöglichkeiten verfeinert wurden. Ein Dashboard wurde integriert, ebenso ein Konfigurationsschirm um die Anwendung an sich zu konfigurieren. Ein Emailkonto um Mail zu empfangen wird mit dem Ticketsystem verknüpft.
Eine direkte Chatfunktion (auf der Webseite befindet sich rechts unten eine Funktion, dass man mit einem Mitarbeiter chatten kann) ist mit dem System ebenfalls verbunden.
Die Erstellung von eigenen Formularen und SSL-Policies sowie die Definition von Service Level Agreements sind ebenfalls möglich. Die Unternehmensleitung kann somit überprüfen, ob Servicetickets zeitnah abgearbeitet wurden und natürlich sind auch Anfragen nach der Zufriedenheit des Kunden mit dem Support möglich. (Sind Sie mit dieser Antwort zufrieden?)
Als nächtes geht es um die Auswertung von Belegen (Expense Management). Belege (Hotelrechnungen, Taxiquittungen) etc. können direkt mobil hochgeladen werden und werden dem entsprechenden Datensatz angehängt. Das Resultat ist eine enorme Erleichterung für die Buchhaltung und die Rückzahlung von Ausgaben geschieht wesentlich schneller. Eine Filterung nach Art (Reise, Hotelrechnung etc.) macht das ganze System dann schnell und effizient.
Die odoo-Repräsentanten gehen dann zu dem Aspekt der Fertigung über: Der Slogan „MRP, PLM (Product Lifecycle Management), Quality and Maintenance (Wartung) – Together at last!“ macht dabei Appetit auf mehr.
Im Durchschnitt verwenden Fertigungsbetriebe teils bis zu 10 Anwendungen um ihre Geschäftsprozesse zu verwalten (Quickbooks für Buchhaltung etc.) während odoo alle Aspekte in eine Anwendung komprimiert.
Es wird das Master Production Module vorgestellt: Als Beispiel wählt man zwei Produkte, einen Computer und eine Mouse und erklärt „direct and indirect demand“, die beispielsweise Verkaufsprognosen berücksichtigen. Herstellungsorder können somit direkt geplant werden und in Form von „work orders“ an die einzelnen Arbeitsplätze geschickt werden. Eine Zeiterfassung, die pausiert werden kann, darf da natürlich nicht fehlen.
Die Produktionslinie kann bei einem schweren Fehlen blockiert werden und die Produktionsleitung wird alarmiert. Ebenso kann man bei dem Defekt eines Teils eine Wartungsanfrage stellen. Bezieht man dabei Teile vom Lager werden die Lagerbestände entsrechend angepasst. Ein Journal und Aufzeichungen etc. werden ebenfalls gepflegt.
Präventive Wartung bei Geräten kann ebenso geplant werden, wobei die MTBF (mean time between failure) herangezogen wird.
Eine Oberfläche eines Workflows (In Progress – Approved – Validated) wird vorgestellt.
Weiterhin wurden Innovationen im Qualitäts Management vorgestellt. Eine Prüfung zwischen einzelnen Belegen kann beispielsweise zeitlich mit einer spezifizierten Toleranz geplant werden. Beispielsweise kann ein gefertigter Artikel so definiert werden, dass es als unverkäuflich gilt sofern die Qualität noch nicht überprüft wurde.
Im Anschluss ging man auf Odoo Studio ein. Von den Referenten wurde angemerkt “Our CTO gave us some superpowers.” Nun ist es auch ohne Entwicklungskenntnisse möglich, ein Feld beispielsweise zu Sales Orders (z.B. Kundenreferenz) einem Formular hinzufügen. Ebenso ist es möglich, zu definieren ob es sich um ein Pflichtfeld handelt, welches unter allen Umständen ausgefüllt werden muss. Das Feld kann auch aus den Ansichten entfernt werden. Diese Funktion ist jedoch nicht in der Communityversion sondern erst ab Status Enterprise vorhanden.
Auf dieser Basis ist es somit möglich, eingene Apps in odoo zu erstellen. Insbesondere dieses Merkmal stieß bei den Besuchern auf großes Interesse.

IV Questions and Answers

Falk Neubert von ecoservice, Hannover, der seit 6 Jahren mittlerweile odoo betreut und Partner ist, stellte sein Angebot vor. Dies besteht insbesondere aus der Einführung, Schulung und Entwicklung kundenspezifischer Lösungen sowie Branchenlösungen. Ebenso berät er sehr intensiv über Organisationsentwicklung und den Aufbau von Workflows innerhalb von odoo.
Insbesondere ist hervorzuheben, dass ecoservice selbst eine DATEV-Schnittstelle entwickelt hat, dabei die Version 10 bald erscheinen wird. Den Standort Hannover bereichnete er als “odoo Hauptstadt”.
Wolfram Müller, Geschäftsführer von IDE sowie Herr Passmeier von hucke media stellten sich ebenfalls vor. IFE wurde 1990 gegründet und ist Gold Partner von odoo. Das Team von 40 Personen wurde 2014 als bester Partner von odoo ausgezeichnet. Weltweit hat IFE die meisten Kunden unter allen odoo-Partnern. Einige Kunden sind dabei im Ausland ansässig wobei der größte Kunde um die 1000 User umfasst. Referenzen sind unter anderem Airbus und Metro.
In der Vergangenheit wurde so eine DATEV-XML-Schnittstelle programmiert, die Belege zum Steuerberater übermittelt. Ein starker Fokus liegt auch auf der Beratung zu den 10000 Modulen im odoo-Markt. Entsprechende Videos findet man auf IFE-Webseite und es wurde ein Vergleich von verschiedenen ERP-Systemen in der Computerwoche präsentiert.

Ich selbst nutzte die Frage und Antwort-Stunde zur Frage nach der Implementierung eines Rollenkonzepts in odoo. Dies wurde eindeutig bejaht: Zugriffsrechte seinen nicht nur auf einzelne Module möglich sondern entsprechende “Rules” sind auch auf Datenebene möglich. So ist es beispielsweise möglich, dass ein Verkäufer nur seine eigenen Verkäufe oder Kontakte sehen kann.

Weiterhin kamen aus dem Publikum Fragen zur Implementierung von Multi-Company: Mehrere Firmen mit eigenen Kontenrahmen allerdings mit gemeinsamen Artikelstamm.

Bezüglich der Buchhaltung und DATEV wurde angemerkt, dass odoo eher eine “one size fits all” Lösung ist aber unser deutsches Steuerrecht sehr speziell sei. Mit odoo 11 möchte man stärker die Lokalisierung der Buchhaltung voran treiben.

Weiterhin ist ein Dokumentenmagement in odoo implementiert. Jedem Datenobjekt können Daten angehängt werden, die im Filestore gesichert werden und in eine Datensicherung einbezogen können. Dies sei auch in Verbindung mit agorum möglich, welches wiederum zertifiziert ist.
Zum Thema Point of Sales wurde nach der Zertifizierung für Deutschland gefragt. Dies sei noch derzeit noch nicht vorhanden. Der Hintergrund ist, dass seit Beginn des Jahres 2017 dies bei elektronischen Kassen vorgeschrieben sein. Bei odoo geschieht die Eingabe über die Weboberfläche und die Nachvollziehbarkeit wird durch die Datenbank realisiert. Insbesondere müssen die Daten nachvollziehbar und unveränderbar sein. Das Finanzamt erteile aber selbst keine Zertifikate. Es sei ein ein “Mythos, der durch die Landschaft geistere”.

Ebenso kam die Frage auf, eine Agfeoanlage an der CRM anzubinden. Odoo 10 hat ein Voice over IP-Modul integriert. Zu einer Asterisk-basierten Lösung wurde Cyfon, Hannover angesprochen. Schnittstellen gäbe es aus der Community.

Eine weitere Frage war die Integration mehrerer Googlekalender.

Das Plenum wurde auch auf verschiedene Codestänge aufmerksam gemacht: So sei die OCA (odoo Community Association) in Frankreich und Belgien sehr groß aber die deutsche Community eher klein dazu. Die Enterpriseversion bestünde zu 80% aus der Communityversion. Manche Funktionen seinen aber in der Communityversion abgeschaltet. Die OCA diene ebenso auch sehr zur Qualitätssicherung des Produkt, da es auf die Grundmodule Gewährleistungen der Firma odoo gebe.